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aufbruch – umbruch – abbruch? was aus der soziologie in bern werden könnte

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Bild von Dimitri Castrique (http://www.sxc.hu/profile/dimitri_c)

Diesen Sommer wird es im Institut für Soziologie in Bern wohl noch viel ruhiger werden als in den anderen Sommer zuvor. Diesmal ist es nicht nur die schwüle Hitze, die die Assistentinnen, Oberassistenten und Professorinnen aus dem Institut an die Aare oder an den eigenen kühlen Arbeitstisch treibt und nur wenige Hilfsassistierende zurücklässt, die über ihren Liz- und Masterarbeiten brüten. Diesmal ist es nicht nur die gewöhnliche Semesterruhe, die den Universitätsbetrieb einschlafen und die Stühle in den Büros leer bleiben lässt. Denn diesmal sind auch die Lehrstühle leer. Einer war noch nie besetzt, einer ist noch nicht besetzt und der dritte wird gerade geleert – Claudia Honegger räumt entnervt ihren Posten und lässt sich pensionieren.

Im nächsten Semester wird immerhin wieder ein Professorenhintern auf einem der Leerstühle Platz nehmen: Axel Franzen kehrt nach einigen Jahren zurück nach Bern und übernimmt den Lehrstuhl für empirische Sozialforschung und Sozialstatistik. Er wird für einige Zeit das sinkende Schiff übernehmen, wir werden sehen, ob er den Stürmen der Umstrukturierungsmassnahmen, Departementsstärkung und Neuausrichtung gut überstehen wird.

Die Soziologie in Bern werde nicht mehr sein, was sie war, hört man. Die qualitative Sozialforschung werde verloren gehen und mit ihr die Geschlechtersoziologie und die theoretische Soziologie. Eine Verschmelzung mit den Politologen komme einem Dolchstoss gleich, der die "Qualis" verdränge und die Soziologie zur Methodenlehre degradiere. Mag sein, dass man um den Theorielehrstuhl von Claudia Honegger bangen muss. Mag sein, dass die soziologische Theorie in die Ecke gedrängt zu werden droht. Mag sein, dass die Schwarzmaler recht haben.

Und doch habe ich die leise Hoffnung, dass auch ein Aufbruch und nicht nur ein Abbruch möglich ist. Dass neue Leute die alten Feindschaften begraben können. Dass neue Leute an einem regen Austausch interessiert sind und die alten Gräben zwischen Qualis und Quantis zuzuschütten vermögen. Dass die Soziologie in Bern wieder den Schwung erhält, den sie nach krisengeschüttelten Jahren braucht. Und dass man wieder den Reiz eines Instituts entdecken kann, das seinen Studierenden ein breites Spektrum an soziologischen Theorien und Methoden anbieten möchte.

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Foucault in einer Vorlesung: «Ich habe natürlich nie völlig unrecht» Michel Foucault (2006): Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I. Suhrkamp, S. 78.