Die Geschlechterkategorien - Frau, Mann bzw. feminin, maskulin - gehören zu den grundlegendsten Schemata, die unsere Wahrnehmung und unser Handeln strukturieren. Das Denken in diesen Dimensionen erscheint uns in der Regel völlig selbstverständlich, die Unterscheidung evident und natürlich. In der Portraitserie Gender Identity, die sich durch das ganze Heft zieht, stellt Judith Schönenberger diese ver-meint-liche Gewissheit in Frage. Geschlechterbildern ist auch Michèle Métrailler in Steinerne Gesellschaft auf der Spur. Sie analysiert - aus einer raumsoziologischen Perspektive - die Heldenstatuen und bronzenen, namenlosen Nacktheiten der Bundeshauptstadt. Wo bleiben die berühmten Frauen? Die Denkmalgestaltung scheint sich von althergebrachten Geschlechterstereotypien bis heute nicht gelöst zu haben. Alles eine Frage der Zeit?
Mehr und mehr werden die Gestaltungsmöglichkeiten unseres Daseins von neoliberalen Vorstellungen bestimmt. Sei es im Arbeitsleben, im Bildungssystem oder in vormaligen Domänen des Sozialstaats: Wirtschaftliche Imperative fordern zunehmend ihren Tribut. Effizienzsteigerung ist angesagt. Doch zu welchem Preis? Die (unselige) Verknüpfung von Individualismus und Verantwortung in Zeiten der "Ich-AG" wird im Artikel von Markus Schweiger thematisiert. Neoliberale Reformen auch im Bildungswesen: Beat Estermann wirft einen kritischen Blick auf die Umsetzung des "New Public Management" an den Universitäten. Und: "Hat der Sozialstaat Zukunft?" fragt Michael Ochsner und zeigt auf, wo die ideologischen Vorstellungen des neoliberalen Staatsideals hinken.
Dass soziologische Theorien nicht ohne Weiteres in Realpolitik umgemünzt werden können, ist seit Marx den meisten klar. Doch auch zeitgenössische Theoretiker lehnen sich bisweilen gern aus dem Fenster und wagen ein paar Einschätzungen zu einer "guten" Entwicklung der (Welt-)Politik. So geschehen im Gespräch von Res Marti mit Christopher Chase-Dunn, einem der Hauptexponenten der Weltsystem-Theorie.
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